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Berufsbilder Autor:innen und Ghostwriter: Von Liebesroman bis Beziehungsratgeber

Wer schreibt eigentlich all die Ratgeber und Krimis, Kinderbücher und Romane, Geschichten und Biografien, die Jahr für Jahr neu erscheinen? Und wer die Texte für Pop und Schlager, Filme und Serien, Games und Comedy-Gags, Onlineseminare und TV-Dokus? Die Fortsetzung unseres Themenspecials über die schreibenden Zünfte.

So unterschiedlich wie ihre „Produkte“ sind auch die spezifische Anforderungen an die jeweiligen Autor:innen und Ghostwriter. Was sie jedoch alle brauchen, um erfolgreich zu sein, ist – von Wortschatz, Ausdrucksstärke und Kreativität abgesehen – vor allem Fleiß, Durchhaltevermögen und Ausdauer!

Inhaltlich müssen Autorinnen natürlich den Gegenstand, über den sie schreiben, genau kennen – ganz gleich, ob es sich um eine Epoche, eine Emotion, ein Ereignis oder einen Eintopf handelt.

Schriftsteller:in

Berufsprofil Schriftsteller:innen: Liebe, Mord und Fantasy

Talent ist Grundvoraussetzung, um Belletristikautor:in zu werden. Darauf aufbauend kann man sich am Literaturinstitut in Leipzig zum Schriftsteller oder zur Schriftstellerin ausbilden lassen, eine Schreibschule besuchen oder sich selbst weiterbilden, beispielsweise mit Hilfe von Literatur über kreatives Schreiben oder eines Schreibcoachings.

Die meisten Autor:innen sind jedoch Autodidakten. Sie lernen, indem sie zwei Dinge tun: lesen – und schreiben. Konkret entwickeln Schriftstellerinnen Ideen und Buchkonzepte, formulieren sie aus, überarbeiten und feilen sie, finden dafür Verlage und sorgen in Lesungen für gute Verkaufszahlen. Was bedeutet, dass sie nicht nur gute Schreiber:innen, sondern auch gute Branchenbeobachtende, gut in strategischem Marketing, Buchhaltung und als Entertainer sein sollten.

Weil Schriftstellerinnen und Schriftsteller sowohl Schreibtisch- als auch Wiederholungs- und Einzeltäter sind, profitieren die meisten vom Netzwerken in Autorenvereinigungen wie „DeLiA“ für Liebesromanautoren oder „Das Syndikat“ für Krimiautoren.

Sachbuchautor:in

Berufsprofil Sachbuchautor: Lese-Infotainment – Fachwissen für Laien

Jedes siebte verkaufte Paperback ist heutzutage ein Sachbuch – im Hardcover-Bereich sind es sogar stolze 85 Prozent, die meisten davon Kochbücher, Ratgeber, Nachschlagewerke oder Titel rund um Hobby, Freizeit, Natur und Gesundheit.

Im Gegensatz zu Belletristik, die Fiktives erzählt, werden hier Non-fiction-Themen aufbereitet, und zwar ganz bewusst für Laien; denn für Spezialisten gibt es die Kategorie der Fachbücher. Die große Kunst des Sachbuchschreibens besteht darin, fundiertes Wissen so aufzubereiten, dass die Lesenden es verstehen – und sich großartig unterhalten fühlen!

Einen Großteil ihrer Arbeitszeit verbringen Sachbuchautor:innen damit, zu recherchieren, konzipieren, strukturieren und korrigieren. Häufig handelt es sich bei Sachbuchprojekten um Auftragsarbeiten, denn die Verlage legen in ihren Programmen fest, welche Themen sie anbieten möchten, und suchen dazu gezielt Autorinnen und Autoren.

Eine Sonderform des „erzählenden Sachbuchs“ ist die Biografie bzw. die Autobiografie. Hier kann die Grenze zwischen Sachbuchschreiben und Ghostwriting leicht verschwimmen.

Drehbuchautor:in

Berufsprofil Drehbuchautor: Kein Filmvergnügen ohne Schreibhandwerker:innen

Dass der Mörder im Krimi eine Hornbrille trägt, das Sofa in der Daily Soap gestreift ist, die Hauptfigur im Drama einen nervösen Tic hat, die Schlüsselszene im Halbdunkel spielt, der schnodderige Serienheld mit leichtem Akzent redet, während die Off-Sprecherin in der Dokumentation langsam, deutlich und mit samtweicher Stimme spricht – das alles und jedes weitere Detail, das später im Film zu sehen und zu hören ist, wird im Drehbuch beschrieben.

Deshalb bezeichnen die Autor:innen ihre Drehbücher auch gerne als „Partitur des Films“. Geschrieben werden sie im Auftrag von TV-Sendern, Produktionsfirmen oder Unternehmen von Profis für Profis – denn nicht jeder kann ein Drehbuch lesen und interpretieren.

Aber auch nicht jeder Autor oder jede Autorin kann gut „mit den Ohren schreiben“. Dazu muss man recherchieren, Fachbücher lesen und mit Expertinnen reden, aber auch einfach dem Volk aufs Maul schauen – in Kneipe, S-Bahn oder auf dem Wochenmarkt. Nur gute Beobachtende können authentische Charaktere, Situationen, Umgebungen und Dialoge entwickeln.

Auch wenn viele Drehbuchautor:innen Quereinsteigendeund Autodidakten sind, ist der Besuch einer Filmschule die ideale Basis für diesen spannenden Textberuf.

Dialogautor:in

Berufsprofil Dialogautor: Von „Hasta la Vista, Baby“ bis „Danke, Anke“

Fernsehsender, Produktionsfirmen, Computerspiel-Entwicklerstudios – sie alle brauchen Dialogautoren und -autorinnen, damit Sketche urkomisch, Telenovelas dramatisch, Comedy-Gags pointiert, Spielfilme glaubwürdig, Seifenopern rasant, Late Night Shows satirisch, Doku-Soaps lebendig, Computerspiele fesselnd und Online-Rollenspiele absolut packend werden.

Unter unglaublichem Zeitdruck und wie am Fließband produzieren Dialogautor:innen 90 Prozent Abfall – und 10 Prozent Genialität! Die Kunst besteht im Aussortieren und Weglassen, Verdichten und Auf-den-Punkt-Bringen. Kreative Dialoge sind eingängig und unvorhersehbar zugleich. Sie wirken authentisch, ohne in die Banalität der Realität abzugleiten.

Das alles basiert auf klugen Beobachtungen: Dialogautoren verfolgen Politik und Gesellschaft, haben gute Antennen für Charaktere, Milieus, Stimmungen und vergessen dabei nie, welcher Figur sie Worte in den Mund legen bzw. für welche Ohren die bestimmt sind.

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Sie sind Redakteurin, Autorin, Journalistin, Texterin oder Übersetzerin oder haben einen anderen textbasierten Beruf? Ob Anfängerin, Quereinsteigerin oder erfahrene Profi: Die wortstarken Frauen aller Textberufe sind im Texttreff herzlich willkommen - hier geht's zur Anmeldung.

E-Learning-Autor:in

Berufsprofil E-Learning-Autor: Voll auf Lernerfolg programmiert

Bevor ein Web-Based-Training, ein Onlinekurs oder ein Selbstlernprogramm implementiert werden kann, benötigt der Programmierer oder die Programmiererin des digitalen Mediums ein Drehbuch. Hier sind spezielle Autor:innen gefragt:

Nachdem sie das Basismaterial – beispielsweise Seminarunterlagen, Präsentationen oder Lehrbücher – durchgearbeitet und daraus ein mediendidaktisches Konzept erstellt haben, erarbeiten sie das E-Learning-Drehbuch. Es besteht aus bildschirmgerechten Texten, audiotauglichen Voice-overs, interaktiven Übungen und grafischen Elementen. Sämtliche Regieanweisungen gilt es so präzise wie möglich zu beschreiben, damit sie bei der Programmierung richtig umgesetzt werden.

Gleichzeitig behalten E-Learning-Autor:innen die Lernenden, ihr eventuelles Vorwissen, ihre möglichen Fragen und Schwierigkeiten im Hinterkopf. Deshalb zeichnen sich gute E-Learning-Autoren nicht nur durch die Fähigkeit zu webgerechtem Texten aus, sondern auch durch didaktische Kompetenz, technisches Verständnis und die Bereitschaft, sich in komplexe Fachinhalte einzuarbeiten.

Ihre Auftraggeber sind meist Bildungsmedien, Bildungsträger und staatliche Einrichtungen, aber auch Wirtschaftsunternehmen.

Spieleautor:in

Berufsprofil Spieleautor:in: Storylieferanten für Games

Noch vor wenigen Jahren verstand man unter der Berufsbezeichnung „Spieleautor“ ausschließlich die Erfinder:innen von Gesellschaftsspielen wie Brett- oder Kartenspielen. Heute, in Zeiten der PC-, Konsolen- und Onlinespiele, hat dieser Begriff eine erweiterte Bedeutung erlangt:

Auch Game-Writer sind Spieleautor:innen. Gemeinsam mit Produzenten, Gamedesigner:innen, Programmierenden, Grafikern und Grafikerinnen, Leveldesignern, Musikerinnen, Sounddesigner:innen und Beta-Testern arbeiten sie unter hohem Zeitdruck an der Entwicklung neuer Action-, Adventure-, Sport-, Simulations-, Strategie-, Geschicklichkeits- oder Rollenspiele.

Dabei sind sie verantwortlich für die Beschreibung von realistischen Charakteren, logischen Hintergrundgeschichten, spannenden Handlungssträngen und überraschende Wendungen, die den Spielenden im Verlauf des Games widerfahren können. Anders als Buchautor:inneen produzieren sie nicht eine langes, zusammenhängendes Manuskript, sondern viele kurze Einzeltexte, über die sie mit Hilfe spezieller Computerprogramme den Überblick behalten.

Für die Ausbildung zum Spieleautor gibt es diverse Studiengänge.

Ghostwriter:in

Berufsprofil Ghostwriter: Bestsellerautor:innen, die kein Mensch kennt

Nicht immer haben wirklich diejenigen die Bücher geschrieben, unter deren Namen sie erscheinen. Und dafür gibt es gute Gründe. So kann ein Experte oder eine Expertin vielleicht das Wissen haben, aber keine Zeit für ein umfangreiches Projekt. Oder Prominente möchte eine spannende Lebensgeschichte erzählen, haben aber keine Erfahrung im Konzipieren, Strukturieren und Formulieren einer Biografie.

Genau das ist die Kernkompetenz von Ghostwritern, die meist von Haus aus selbst Autor:innen, Journalisten oder Journalistinnen, Übersetzerinnen oder Lektoren und Lektorinnen sind.

Jedes Ghostwriting-Projekt beginnt mit Recherche und Interviews, in denen die offizielle Autorin oder der offizielle Autor den Input liefert, auf dessen Basis der/die Ghostwriter:in dann ein Konzept erarbeitet. Während der dann folgenden Schreibphase, die zeitlich meist sehr knapp definiert ist, gibt es immer wieder Abstimmungen mit Autor:in bzw. Auftraggeber:in – einem Verlag, Magazin oder Unternehmen.

Ganz gleich, ob es sich bei dem Ghostwriting-Projekt um ein Sach- oder Fachbuch handelt, eine Autobiographie oder eine Rede: Ghostwriter bleiben anonym und müssen sich auch in Stil, Sprache und Mentalität vollkommen auf die fremde Gedankenwelt des Autors oder der Autorin einlassen.

Dazu gehören sowohl Einfühlungsvermögen und Flexibilität als auch Disziplin und Souveränität in den unterschiedlichsten sprachlichen Registern.

Songtexter:in

Berufsprofil Songtexter:in: Expressive Lyrics statt Herz-Schmerz-Trallala

Wer Liedertexte schreibt, denkt in Rhythmen und Takten, in Klängen und Stimmungen, in Bildern und Episoden – oder kurz gesagt: denkt lyrisch. Nicht zufällig heißen Songtexte im Englischen schlicht „Lyrics“. Wenn die Texterin der Texter nicht zugleich auch komponiert, arbeitet meist ein Texter-Komponisten-Team zusammen: Entweder vertont die Komponistin einen zuvor entstandenen Songtext, oder aber – und das ist aus Textersicht noch anspruchsvoller – die Musik ist zuerst da.

Dann gilt es zunächst, die Songstruktur zu erfassen, von Strophen über Chorus bis Bridge und zurück. Ebenso spielt der Rhythmus für Verslänge, Versmaß und Betonungen eine entscheidende Rolle. Und schließlich heißt es, die Stimmung der Melodie zu erfassen: Welche Gefühle weckt sie, welche Geschichte könnte sie erzählen, welche Metaphern entsprechen ihrem Charakter?

Gute Songtexter:innen haben musikalisches Gespür, Verständnis für Arrangements, sprachliche Ausdruckskraft – und vor allem etwas zu sagen. Die meisten haben das Schreiben gelernt, indem sie sich mit guten Songtexten befasst haben.

Seit einigen Jahren gibt es in Deutschland auch ein von der GEMA finanziertes „Förderseminar für Textschaffende in der Unterhaltungsmusik“. Wer Texte für Rock, Pop, Schlager, Volksmusik, Kabarett oder Chanson schreibt, kann sich an der „Celler Schule“ um ein Aus- oder Weiterbildungsstipendium bewerben.

Über die Autorin


Heike Abidi

Textine und Schriftstellerin Heike Abidi schreibt Geschichten, Romane, unterhaltende Sachbücher, Kinder- und Jugendbücher mit Humor, Charme und viel Gefühl. Für uns hat sie Wissenswertes über Textberufe aufgeschrieben. (Foto von Gaby Gerster)

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