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Recherche für Textschaffende – Tipps zur Suchtechnik

Egal, ob jemand Werbetexte oder Romane schreibt, Sachbücher oder Belletristik übersetzt oder lektorierend in einen Text eingreift – Recherche ist für alle Textschaffende unerlässlich.

Recherche-Expertin Heike Baller gibt uns jetzt Tipps, wie diese Informationsbeschaffung effizienter ablaufen kann.

Welcher Text – welche Info?

Erst einmal muss klar sein, wie sehr die Recherche in die Tiefe gehen muss. Ist es ein selbst verantworteter Text – journalistisch, Blogbeitrag, Aufsatz, Buch –, darf‘s auch mal ein bisschen mehr sein. Schließlich soll am Ende alles stimmen und der eigene Name als Autor*in damit gut dastehen.

Ist es ein Auftragstext mit vorherigem Briefing, dann kann die Sache anders aussehen, denn idealerweise macht ein Briefing weitere Recherche überflüssig.

Idealerweise …

Das Briefing ist also nicht so gut, wie gewünscht? Wer nun nicht nachhaken kann, ist auf die eigene Findigkeit und Schnelligkeit angewiesen. Da heißt es, erst einmal die Lage zu checken und den Arbeitsaufwand abzuschätzen:

  • Für viele Blogbeiträge, die im Auftrag verfasst werden, reicht oft eine kurze Überblicksrecherche.
  • Für Texte mit wissenschaftlichem oder journalistischem Anspruch sind gründliche und in die Tiefe gehende Recherchen erforderlich.
  • Manchmal fehlt, unabhängig von der Textsorte, einfach ein Informationsfitzelchen; das kann je nach Thema aber durchaus schwierig aufzutreiben sein.

Bei allen diesen verschiedenen Rechercheanforderungen hilft Textschaffenden das Wissen rund um Befehle und Operatoren weiter.

Gezielt recherchieren

Die kleine Infohäppchenbeschaffung läuft ja meist nebenher. Viele Tricks sind da möglich und oft schon bekannt; hier zwei Beispiele:

  • die Phrasensuche – mit Anführungszeichen wird der Suchmaschine eine Wortfolge aufgezwungen; so kann man Namen oder ganze Sätze aufspüren
  • die NOT-Suche – mit einem Minuszeichen vor dem Begriff, der nicht berücksichtigt werden soll, dann bleibt er nämlich draußen. NOT gehört zu den Boole‘schen Operatoren wie AND und OR; AND ist die Grundeinstellung bei den Suchmaschinen.

Dann gibt es noch Befehle, die zu einer gezielten Suche gehören können, aber weniger bekannt sind. Bei den Beispielen steht „Suchwort (Suchwort)“, um zu zeigen, dass sowohl Suchen mit nur einem zentralen Begriff als auch solche mit mehreren Suchbegriffen möglich sind:

  • filetype: – damit sucht die Suchmaschine nach bestimmten (Text)Formaten; eine Suche kann so aussehen: „filteype:pdf Suchwort (Suchwort)“ - damit sucht die Suchmaschine PDF-Dokumente zum Thema. Der Befehl funktioniert auch mit anderen Endungen wie doc, doxs, xml, txt, html oder php. Achtung: Bild- und Audioformate findet der Befehl nicht.
  • site: – die Info muss doch auf der Website von X oder Y stehen? Eine Suche damit kann so aussehen: „Site:URL (also: Website-Name und Topleveldomain) Suchwort (Suchwort)“ hilft dabei, nur diese eine Website nach dem gewünschten Inhalt zu durchsuchen.
  • intitle: (für Google) / title: (für Bing) - ein Begriff ist so wichtig, dass er auf jeden Fall in der Überschrift oder in einer Zwischenüberschrift vorkommen muss. Der Befehl verhindert Treffer, bei denen das Wort zufällig und nicht im gewünschten Kontext vorkommt. Eine Suche damit kann so aussehen: „intitle:Hauptsuchwort Suchwort (Suchwort)“ oder so: „title:Hauptsuchwort Suchwort (Suchwort)“ . Achtung: bei google-basierten Suchmaschinen lautet der Befehl „intitle:“, bei bing-basierten Suchmaschinen jedoch „title:“!

Wie sieht eine gute Rechercheanfrage aus?

Um möglichst passgenaue Treffer zu bekommen, ist es oft sinnvoll, die Suchoptionen zu verknüpfen:

  • Ich weiß, dass die Informationen auf der Website von X oder Y als PDF vorliegt; dann formuliere ich: „site:URL filetype:pdf Suchwort (Suchwort)“
  • Leider ist mein Hauptsuchwort oft mit einem in diesem Fall unpassenden Begriff „verheiratet“; dann formuliere ich: „intitle:Hauptsuchwort -auszuschließenderBegriff“ (oder eben „intitle:Hauptsuchwort -auszuschließenderBegriff“).

Natürlich sind weitere Kombinationen von Suchoptionen für eine Recherche möglich. Ausprobieren hilft.

Kein Leerzeichen nach dem Doppelpunkt!

Ein wichtiger Hinweis zu den Befehlen: In einer Suchanfrage bei Suchmaschinen entsprechen Leerzeichen dem Operator AND – so geben wir ja auch bei einer Zwei- oder Drei-Wort-Suche die Wörter einfach hintereinander ein und erwarten, dass sie alle berücksichtigt werden. Zu Recht. Doch in Befehlen hat das Leerzeichen zerstörerische Wirkung: Es macht den Befehl zunichte, da es ihn auseinanderreißt.

Deshalb gilt: kein Leerzeichen nach dem Doppelpunkt bei den Befehlen wie site., filetype: usw. Und keins zwischen dem Minuszeichen und dem auszuschließenden Begriff.

Bringt eine Recherche mit Befehlen nichts Gescheites? Vielleicht hat sich da dann doch ein solches Leerzeichen eingeschmuggelt. Schließlich ist das die gewohnte Kombination beim Tippen …

Über die Autorin


Heike Baller

Heike Baller bietet  Recherchedienstleistungen Rechercheschulungen Seminare, Workshops, 1:1-Recherche-Coaching, Vorträge

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