Buchvorstellung

Jahrhundertsommer von Alice Grünfelder

Als Magdas Mann sie wegen einer jüngeren Frau verlässt, bricht für sie eine Welt zusammen. Denn in ihrem Dorf ist sie nun die einzige geschiedene Frau, wird geächtet, gemieden, gerät in existenzielle Nöte. Fest entschlossen, nicht so leicht aufzugeben, nimmt sie jeden Job an. Bis sie mit einem amerikanischen Soldaten einen unvergesslichen Sommer verbringt – an dessen Ende Magda schwanger und der Soldat verschwunden ist.

Worum geht es? Ist es wirklich so, dass frau/man sich nur genug anstrengen muss, um zu (über-)leben? Ist es nicht eher so, dass Glück hat, wer weiterkommt im Leben, und selber schuld ist, wenn es nicht so ist  - so jedenfalls die unausgesprochenen Vorwürfe? In diesem Roman geht es jeder Figur anders. Bei Magda z.B. folgt auf Glück eine Pechsträhne, Viktor strampelt sich vergebens ab, seiner Mutter geht es ebenso. Nur Ellen gelingt es, sich aus den familiären Verstrickungen und dem Dorfsumpf zu befreien und in Paris ein neues Leben zu beginnen.

Vor dem Hintergrund eines halben Jahrhunderts deutscher Geschichte bis hinein in die Gegenwart wird die Geschichte einer Familie erzählt, die
oft knapp am Abgrund vorbeischrammt. Die Hintergründe für das Scheitern werden mit dokumentarischer Nüchternheit scharfkantig erzählt. An den
Bruchkanten der Scherben entlang entwickelt sich unerbittlich dieses Familiendrama. Gleichzeitig drängt sich die Frage nach Schicksal und
Eigenverantwortung auf: Hatte Magda zum Beispiel je eine Wahl?

Jahrhundertsommer:

  • Erscheinungsdatum: 18.05.2023
  • Verlag: dtv
  • ISBN: 978-3-423-28345-8

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Über die Autorin


Alice Grünfelder

Literatur & Schriftstellerei

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