Sind Blogs wirklich out? Oder: Totgesagte leben länger.

Blogs – früher auch „Weblogs“ genannt – sind persönliche oder auch Unternehmens-Magazine, die sich meistens speziellen Themen widmen. Für Texterinnen, Journalistinnen, PR-Frauen und andere Kommunikationsfachfrauen sind sie deshalb besonders interessant, weil Blogs nicht nur vom Inhalt, sondern auch von der Sprache leben. Hier können wir Berufsschreiberinnen also zeigen, was wir können. Der Haken: Blogs werden seit Jahren totgesagt …

Ich blogge seit über 20 Jahren. 2001 habe ich mein erstes Blog gestartet, damals ein klassisches Tagebuch-Blog. Gab ja nichts anderes: kein Facebook, kein Instagram, kein Twitter. Wer sich im Internet austauschen wollte, konnte das in Foren tun – oder eben in den Kommentarspalten von Blogs. Die Bloggerszene war erstmal sehr überschaubar … Aber irgendwann ging’s los: Jeder schien zu bloggen, jeder wollte der Welt etwas mitteilen, jeder ging auf Sendung. Ich auch. So startete ich 2009 mein zweites Blog (es sollten noch weitere folgen, die mittlerweile alle in der Versenkung verschwunden sind). Texterella hieß es (und heißt es noch), dort drehte sich alles um die „schönen Dinge“ (Mode, Beauty, Reisen, Kultur …), eine große Portion Lebensfreude gab es obendrein. 

Mit dem Bloggen Geld verdienen? Unglaublich!

Agenturen entdeckten mein Blog (und das meiner Kolleginnen), plötzlich konnte man mit seiner Leidenschaft sogar Geld verdienen. Unglaublich! Man wurde zu Events und auf Reisen eingeladen. Fast täglich kamen kleinere und größere Päckchen an – zum Ausprobieren, ganz unverbindlich, versteht sich! (Als irgendwann klar wurde, dass man die meisten „Geschenke“ versteuern musste, war der Spaß plötzlich nur noch halb so groß … 😉) Blogs sprossen wie Pilze aus dem Boden, jeder wollte etwas von dem Kuchen ab.

Facebook war zu diesem Zeitpunkt schon eine feste Größe. Instagram hatte sich gerade etabliert und die ersten Influencerstars hervorgebracht. Plötzlich schien sich das Blatt zu wenden: Warum mehrmals wöchentlich irgendetwas Schlaues, Informatives oder wenigstens Unterhaltsames formulieren und mittels Content Management System hochladen – wenn ein Foto doch genügte, womöglich sogar, um reich zu werden?

Ab da hieß es dann: Das Blog ist tot. Es lebe Instagram.

Wirklich?

Ich kann nur sagen: Mein Blog ist nach wie vor springlebendig, und ich habe noch lange nicht vor, es zu begraben. Nicht nur, weil es mich fast fünfzehn Jahre begleitet hat und ein Sprungbrett für allerlei Großartiges war, nicht nur, weil ich eine emotionale Bindung dazu habe. Nein, auch aus ganz simplen Marketing-Gründen:

Warum sich Bloggen immer noch lohnt:

1. Der Vorteil von Instagram mag seine Schnelligkeit sein – genau das ist aber auch sein Nachteil. Ständig muss neuer Content nachgepumpt werden, sonst verliert man an Sichtbarkeit. Blogs hingegen punkten mit nachhaltigem Content, der auch nach Jahren noch gut gefunden wird. Manche meiner populärsten Beiträge sind bereits fünf bis sieben Jahre alt – Google liebt sie einfach.

2. Instagram-Marketing ist nicht für jede Zielgruppe und auch nicht für jede Dienstleistung oder Produkt optimal. Wer mit seinen Inhalten etwa Unternehmen (und damit sind auch Einzelunternehmen und Freiberufler gemeint) ansprechen will, für den könnte ein Blog der bessere Kanal sein. Seien wir doch mal ehrlich: Welches Unternehmen sucht auf Instagram nach Texterinnen? Welche Freiberuflerin einen Steuerberater oder Rechtsanwalt? (Natürlich gibt es auch Ausnahmen. Ausnahmen eben.)

3. Dasselbe gilt auch für Inhalte: Wer komplexere Zusammenhänge transportieren will, dürfte sich auf Instagram, TikTok und Co. schwertun. Diese Formate sind ideal für Botschaften, die innerhalb von 15 Sekunden ankommen – denn gut ausgespielt werden vor allem kurze Sequenzen –, aber wenn etwas erklärungsbedürftig ist? Dann ermöglicht ein Blog den notwendigen Tiefgang und die nötige Genauigkeit.

4. Bloggen macht einfach Spaß: Wer gerne schreibt, ist hier gut aufgehoben und kann vor allen Dingen in einen intensiven Austausch mit seiner Community treten. Denn für ausführliche Kommentare sind normale Desktop-Tastaturen einfach besser geeignet als die fitzelig kleinen vom Handy.

Fazit


Totgesagt werden Blogs schon seit vielen Jahren – gestorben sind sie aber noch lange nicht. Meine Empfehlung lautet: einfach weitermachen oder (warum auch nicht?) neu starten. Gute, spannende und informative Inhalte sind immer gefragt und finden ihren Weg zur Zielgruppe.

Über die Autorin


Susanne Ackstaller

Susanne Ackstaller ist studierte Kauffrau, Texterin, Bloggerin, Kolumnistin und Autorin. 

2 Kommentare

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Andrea

05.06.2023 um 07:56 Uhr

Danke für den Anstupser. Ich blogge längst nicht so viel, wie ich möchte, werde mich aber wieder mehr darauf fokussieren.

Weitere Argumente fürs Bloggen sind, dass die Inhalte einem gehören. Auf fremden Plattformen ändert sich immer mal wieder etwas, man kann gesperrt werden und, und, und. Plus: Bloggt man „gut“, freut man sich über VG-Wort-Ausschüttungen.

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Valerie

29.08.2023 um 21:28 Uhr

Liebe Susanne,

ich blogge seit 8 Jahren und mir ist dieser Mythos “Blogs sind tot” ebenfalls schon sehr oft zu Ohren gekommen. Dabei ist man mit einem Blog so schön unabhängig. Kein Algorithmus mischt sich ein, ich hab es selbst in der Hand ob Google und Co. meine Inhalte ausspielen. Ich kann Podcast, Text, Bild, Video kombinieren und muss mich nicht entscheiden ob ich eine Story, ein Reel oder ein Foto hochladen will. Einzig die Kommentarfunktion wird, denke ich, auf Social Media schneller (weil einfacher?) genutzt.

Vielen Dank für den Text!

Grüße
Valerie

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